Studacker

Geschichte

1962 – Die Zeit war reif für neue Ideen

Anno 1961 war ein Umzug in eine Alterswohnung oder in ein Alterswohnheim unmöglich, denn es gab in Wollishofen weder das eine noch das andere! Dies, obwohl der Anteil der über 65-Jährigen an der Quartierbevölkerung mit 1’700 Personen bei stolzen 8.5 Prozent lag.

Initiative Bürger und die reformierte Kirche entwickelten den Gedanke, ein Alterswohnheim im Quartier zu bauen, damit die Wollishofer im Alter nicht mehr in auswärtige Quartiere oder Gemeinden zügeln mussten. Der Gedanke fand Anklang. Schon am 09. März 1962 trafen sich interessierte, engagierte Bürger unter der Leitung von Pfarrer Karl Maurer ein erstes Mal und am 01. Juni 1962 wurde der Verein Wollishofer Heime für Betagte ins Leben gerufen.

In bemerkenswerter ehrenamtlicher Tätigkeit nahmen also 1962 die Gründungsmitglieder Pfarrer Karl Maurer, Agnes Farner, Nelly Mäder, Dr. Margrit Schlatter, Dr. H.U. Bosshard, Hans Leemann, Otmar Müller, Rudolf Ritschard, Hans Schürch, André Walder und Bernhard Wieser, die Aufgabe in Angriff, in Wollishofen ein Alterswohnheim zu realisieren.

1968 – Grundsteinlegung des Studacker

Ein feierlicher Moment war die Grundsteinlegung des Alterswohnheim Studacker am 28. Juni 1968. Architekt Markus Maurer hatte das Haus mit 87 freundlichen Einzelzimmern entworfen. Das Heim kostete 5.3 Millionen  Franken und wurde am 23. Mai 1970 eingeweiht. Die Gründungsmitglieder André Walder und seine Frau Vreni wurden das erste Heimleiterehepaar und sorgten während 15 Jahren für das Wohl der 87 Bewohnerinnen und Bewohner.

1978 – Einweihung des Tannenrauch

Schon kurz nach Eröffnung des Studacker wurde die Liste der Quartierbewohner, die sich für einen späteren Eintritt interessierten, rasant länger. Bald war klar: Es ist Zeit für ein weiteres Alterswohnheim!

Am 30. April 1974 fiel der Entscheid zum Bau des Tannenrauch, die Stadt Zürich stellte das Land im Baurecht zur Verfügung und unterstützte das Vorhaben mit einem unverzinslichen Darlehen in Höhe von 4,229 Millionen Franken. Die katholische Kirche beteiligte sich mit über 600’000 Franken am Bau. Erneut wurde Architekt Markus Maurer mit der Aufgabe betraut, der Bau dauerte von 1976 bis 1978.

Nur gerade acht Jahre nach der Eröffnung des ersten Alterswohnheims konnte der Verein an der Mööslistrasse am 12. Juni 1978 sein zweites Alterswohnheim eröffnen. Für das Wohl der 95 Pensionärinnen und Pensionäre sorgte, gemeinsam mit den Angestellten, das Heimleiterehepaar Judith und Ulrich Zimmermann.

1979 – Dank Schenkung ein erstes Wohnhaus

Dank einer Schenkung konnte der Verein 1978 / 1979 das C.-A.-Stanger-Haus an der Etzelstrasse 22 errichten. Hier beherbergen 28 Eineinhalb- bis Dreizimmer-Alterswohnungen weitere Wollishofer Betagte. Die Bewohnerinnen und Bewohner führen ihren Haushalt selbst und kochen in der eigenen Küche.

Zwei weitere Häuser kamen durch Legate in den Besitz des Vereins, das Huber-Häsler-.Haus an der Lettenholzstrasse 9 und das Baumgartner-Fricker-Haus an der Drosselstrasse 7.

1991 – Erneuerungen werden nötig

Veränderte Lebensgewohnheiten (Betagte bleiben länger und länger in der eigenen Wohnung) führten in den Neunzigerjahren zu einer vermehrten Nachfrage nach Pflegemöglichkeiten. 1991 wurde im Tannenrauch eine 4,4 Millionen Franken teure Pflegeabteilung für 15 Personen eingerichtet.

Auch das Studacker musste an die neuen Bedürfnisse angepasst werden. Unter dem Projektnamen Studacker 2000 wurde das Heim 1999 / 2000 für 6 Millionen Franken umfassend renoviert. Dabei entstand das „Heim im Heim“, eine familiäre Abteilung mit erweitertem Betreuungs- und Pflegeangebot. Dank einer Spendenaktion kamen für dieses Projekt 300’000 Franken zusammen, die Bertha Ziegler-Stiftung steuerte weitere 250’000 Franken bei.

Um der geneigten Leserschaft über die Jahre nach der Jahrtausendwende einen genaueren Einblick ins Geschehen im Verein zu vermitteln, sei nachfolgend jahrweise auf die Ereignisse eingegangen.

2000 – Neue Fragestellungen und Herausforderungen

Im Alterswohnheim Studacker feiert man am 20./21. Mai das 30-jährige Bestehen. 1970 betrug das Durchschnittsalter der Pensionäre noch 79 Jahre, 30 Jahre später liegt es bereits bei 87,3 Jahren.

Pflegekosten fielen zu Beginn nicht an, im Jahr 2000 wurden dafür 1,2 Millionen Franken aufgewendet. Kostete ein durchschnittlicher Bewohnertag (ohne Pflege) im Jahr 1970 gerade mal gut 20 Franken, sind es nun schon über 100 Franken.

Hochbetagte benötigen Unterstützung und vor allem viel Zeit, damit sie vorhandene Fähigkeiten noch nutzen können. Unter anderem deswegen benötigen Heime immer mehr Personal.

2001 – Heimkultur wird gefördert

Im Alterswohnheim Studacker werden – für die Bewohner, ebenso wie für ihre Gäste – verschiedene Dienstleistungen weiterentwickelt. Eine innovative Küche wird kultiviert, Ideen und Einsatz werden von den Bewohnerinnen und Bewohnern, aber auch von ihren Familien und im Quartier, sehr geschätzt. Erwähnt sei der Brunch, der jeweils am ersten Sonntag des Monats für alle offen ist.

Im Alterswohnheim Tannenrauch sorgen dieses Jahr 45 Veranstaltungen für Kurzweil im Heimalltag, darunter Filme, Dia-Vorträge, Feste und Ausflüge sowie die beliebten 3-K-Nachmittage. 3-K steht für Konzert, Kaffee & Kuchen.

Die Heimkultur wird in den Alterswohnheimen Studacker und Tannenrauch hoch gehalten. Alles klingt nach Leben – und doch holt die Vergänglichkeit des Menschen die Mitarbeiter und Bewohner immer wieder ein. Sie fordert alle heraus, diesen Alltag mit seinen spezifischen Gegebenheiten gemeinsam zu leben.

Für bauliche Veränderungen in Unter-, Erd- und Dachgeschoss des Tannenrauch wird von der Vereinsversammlung ein Kredit von 6 Millionen Franken bewilligt. In der Drosselstrasse scheitert der Erwerb des Hauses Nr. 9, das mit Nr. 7 zusammengebaut ist. Der Kaufpreis ist dem Verein zu hoch.

2002 – Umbau Tannenrauch

Im Alterswohnheim Tannenrauch wird der Umbau T3G begonnen. T3G steht, nach Bauabschluss und Einbau einer Pflegeabteilung, für die 3. Generation, nämlich die Gesamterneuerung 2003.

Bei letzterem erhält das Dachgeschoss einen Mehrzweckraum, pro Stockwerk wird je eine rollstuhlgängige Dusche eingerichtet und der Bäderbereich im Untergeschoss erweitert, der Esssaal wird vergrössert, ein dritter Lift und drei neue Zwei-Zimmer- Einheiten werden eingebaut.

Der Stadtrat stimmt in diesem Zusammenhang einer Schuldenreduktion von 8,895 Millionen auf 2,737 Millionen Franken zu. Erklärtes Ziel der Heimleitung und des Personals ist es, höchstmögliche Lebensqualität zu bieten. Gerade weil bereits ein Drittel der Pensionäre auf leichte bis mittlere Pflege angewiesen ist und ein weiterer Drittel erhebliche bis umfassende Pflege benötigt, kommt diesem Bestreben grösste Bedeutung zu.

2003 – Leiterwechsel im Studacker

Im Alterswohnheim Studacker wird das Heimleiter- Ehepaar Margrit und Martin Meier pensioniert. Sie übergeben das Zepter in die fähigen Hände von Heimleiter Martin Mezger und seiner Lebenspartnerin Katrin Buchmann.

Im Alterswohnheim Tannenrauch sind inzwischen die Renovationen abgeschlossen, Bewohnerschaft und Mitarbeitende waren in Flexibilität und Toleranz stark gefordert. Die umfassende Zusammenarbeit mit der Baukommission des Vereins und den Architekten sorgte in der zweijährigen Bauzeit für möglichst wenige Unannehmlichkeiten. Das Alterswohnheim Tannenrauch feiert die gelungene Erneuerung und sein 25-Jahr-Jubiläum mit Festessen und dreistöckiger Geburtstagstorte.

2004 – Veränderte Lebensgewohnheiten fordern

Gesunde, mobile und selbstständige Menschen bezogen 1978 das Alterswohnheim Studacker. Veränderte Lebensgewohnheiten erforderten im Lauf der Jahrzehnte immer mehr Anpassungen daran, dass Bewohner erst ganz spät – nämlich kurz bevor tägliche Pflege notwendig wird – ins Alterswohnheim einziehen.

Pflege und Betreuung sind viel stärker gefragt. Heimkonzepte müssen den veränderten Anforderungen angepasst werden. Das Eintrittsalter steigt, die Gebrechlichkeit nimmt zu und damit die Zahl der auf Hilfe angewiesenen Bewohner.

Die Vereinsversammlung bewilligt einen Kredit von 1,8 Millionen Franken für den Umbau des Huber-Häsler-Hauses. Per Oktober 2005 sollen hier statt der immer weniger gefragten Personalwohnungen sechs Zweieinhalb-Zimmer-Alterswohnungen fertig erstellt sein.

2005 – Neuorganisation

Im Verein wird die Arbeitsgruppe „Corporate Governance“ gegründet, um eine klare Trennung zwischen Vorstands- und operativer Ebene zu realisieren (Vorstand / Heimleitung). Nur ein Viertel der Heimbewohnerinnen und -bewohner ist noch voll selbstständig. Demenzbetroffene Bewohnende fordern Personal und Heimleitungen mehr und mehr. Darum erfolgt im Jahresbericht der Aufruf, den Umzug ins Alterswohnheim nicht zu lange herauszuzögern.

2006 – Zukunft der Heime

Auf Vorstandsebene wird eigens eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um die Zukunft der Heime mit den veränderten Anforderungen zu planen. Es gilt, der erhöhten Pflegebedürftigkeit der Pensionäre und der zunehmenden Betreuung von demenzkranken Bewohnenden zu begegnen.

Herausforderungen stellen nach der Schliessung der Poststelle die neue Postlokalnutzung sowie die Sanierung der Tramendstation dar. Gegen die Tramendstation- Sanierung reicht der Verein Einsprache ein, weil die geplante Tramschlaufe lediglich fünf Meter vom Studacker entfernt verläuft. Gleich neben dem Stangerhaus will der Verein für den Ausbau seines Alterswohnungsangebots die Liegenschaft Etzelstrasse 18/20 erwerben. Diese wird jedoch anderweitig verkauft.

Ulrich Heusser, der als Präsident seit 1994 die Geschicke des Vereins zukunftsorientiert gelenkt hat, übergibt das Präsidium an Jürg Liebermann. Ulrich Heusser sei für seinen langjährigen selbstlosen und kompetenten Einsatz gedankt!

2007 – Umfassende Statutenänderung

Der Verein heisst Statutenänderungen gut.

Das Bundesamt für Verkehr lehnt die Einsprache des Vereins betreffend Tramschlaufe ab. Heimleitung und Verein haben in weiser Voraussicht an der Westseite bereits Lärmschutzfenster einbauen lassen.

Die wegen ihrer Lage für Alterswohnungen ungeeignete Wohnliegenschaft an der Drosselstrasse wird veräussert, da es nicht dem Vereinszweck entspricht, nicht altersgerechte Wohnungen anzubieten. Der Verkaufserlös wird für künftige Aufgaben und Investitionen auf die Seite gelegt.

2008 – Weiterentwicklung des Vereinsangebots

Der Verein überprüft seine Angebote in den Alterswohnheimen und -wohnungen auf ihre Zeitgemässheit. Entgegen dem Grundsatz, niemanden aufgrund seiner Pflegebedürftigkeit in ein anderes Heim zu überweisen, entscheidet der Vorstand, auch weiterhin auf Demenzabteilungen zu verzichten, da es innerhalb der bestehenden Architektur nicht möglich ist, den Bedürfnissen von Demenzkranken zu entsprechen.

In den Alterswohnungen bietet der Verein auch weiterhin keine Service- und Pflegeleistungen an, da er dieses Bedürfnis mit seinen Heimen abdeckt.

In der Liegenschaft Etzelstrasse 22 werden die 28 Küchen renoviert.

Erfreulicherweise wird auf die erfolgreiche Planung der Alterswohnungen in der neu entstehenden Liegenschaft Mutschellenstrasse 178 angestossen.

Im Alterswohnheim Tannenrauch verabschieden sich das Heimleiter-Ehepaar Marianne und Josef Bieri, im Alterswohnheim Studacker Heimleiter Martin Mezger sowie seine Stellvertreterin Katrin Buchmann.

In den Alterswohnheimen stellt die Suche einer Nachfolge für die Heimleitungen eine Herausforderung dar. Solche Stellen werden in der Regel nicht mehr an Ehepaare vergeben.

Im Tannenrauch übernimmt Mitte Jahr Barbara Tosi und im Studacker im Herbst Richard Lendi die Heimleitung. Intensiv widmet sich der Vorstand der Erarbeitung neuer ethischer Richtlinien für den Verein, die im Jahr darauf einstimmig verabschiedet werden.

Im Alterswohnheim Tannenrauch werden mit viel Freude die Festlichkeiten zum 30jährigen Jubiläum begangen.

2009 – Zimmer weiterhin sehr begehrt

Die Nachfrage nach Zimmern in den Alterswohnheimen bleibt hoch. Hoch ist auch die Kadenz der Ereignisse:

  • Das neue einheitliche Erscheinungsbild wird für alle Bereiche des Vereins erarbeitet und eingeführt.
  • Für die Alterswohnungen im geplanten Neubau an der Mutschellenstrasse 178 wird von der Vereinsversammlung ein Kredit genehmigt.
  • Im Alterswohnheim Studacker werden die Anpassungsarbeiten im Unter-, Erd- und ersten Obergeschoss samt Annexbau (Ex-Post) für die dringend anstehende Küchenerweiterung geplant.
  • Das Grundsatzpapier für die Anpassung beider Heime an die Wohnbedürfnisse künftiger Pensionäre wird erarbeitet.
  • Die breite öffentliche Diskussion zum Thema Sterbehilfe wird auch in den Vereinsorganen geführt. In der Folge werden ethische Richtlinien zur Sterbebegleitung verabschiedet. Der Verein anerkennt, dass Sterbehilfeorganisationen Beihilfe zum Suizid anbieten und gewährt unter gewissen Bedingungen Zutritt zu seinen Einrichtungen.
  • Ethische Richtlinien für freiheitsbeschränkende Massnahmen werden verabschiedet. Diese Richtlinien regeln vor allem dann die Geschehnisse, wenn eine Person nicht mehr autonom entscheiden kann. Freiheitsbeschränkung wird dann nötig, wenn der Mensch vor vor den eigenen Handlungsimpulsen, wie z.B. Fortlaufen oder sich selber Verletzen, geschützt werden muss.

2010 – Baustart für das neueste Alterswohnhaus

Mit dem Bau des neuen Alterswohnhauses an der Mutschellenstrasse 178 wird begonnen, die Vollendung des Rohbaus wird mit einem Aufrichtefest gefeiert.

Der Verein schaltet neu gestaltete Webseiten auf. Der Verein verabschiedet ethische Grundsätze für den Umgang mit Demenzkranken.

2011 – Bertha Ziegler-Haus wird bezogen

Ein Jahr nach Baubeginn wird das neue Bertha Ziegler-Haus an der Mutschellenstrasse 178 seiner künftigen Bewohnerschaft übergeben. Die Mieterinnen und Mieter der acht Wohnungen geniessen seither beste altersgerechte Wohnqualität. Mit diesem Bau verabschiedet sich Vorstandsmitglied Karl Pfander von seiner Tätigkeit im Ressort Bau. Für seine langjährigen Dienste gebührt ihm grosser Dank!

Im Studacker wird mit der Küchenerneuerung unter Einbezug des ehemaligen Postlokals und den damit zusammenhängenden Arbeiten im ganzen Haus begonnen.

Die folgenden Jahre werden in Kürze ergänzt.